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Schiedsrichterball: Zum Jubiläum alles Gute!
Kolumne: Johannes Gründel bei WahreTabelle.de über einen Referee, der polarisiert wie kaum ein anderer.
Wohl kein anderer Schiedsrichter polarisiert in der Bundesliga derart wie der Jubilar, der am Samstag in den exklusiven „300er-Klub“ der Bundesliga-Schiedsrichter mit 300 und mehr Einsätzen aufgenommen wurde. Dieser Klub ist so exklusiv, dass außer ihm nur noch der große Dr. Markus Merk Mitglied ist. Sein Vater war Zweitliga-Schiedsrichter und Verbands-Schiedsrichter-Obmann, seit 1994 pfeift er auf DFB-Ebene, im April 1997 hatte er sein erstes Erstliga-Spiel. Er ist der wohl letzte Vertreter des rein-autoritären Pfeifstils – die Rede ist natürlich von Wolfgang Stark (45), der beim Abstiegsduell zwischen Freiburg und dem Hamburger SV (0:0) die 300er-Schallmauer durchbrach.
Seine große Karriere begann damals mit einem Schritt zurück: Nach seiner ersten Zweitliga-Saison musste Stark noch einmal ein Jahr lang in der 3. Liga (damals Regionalliga Süd) pfeifen. Dort pfiff er jedoch so gut, dass er gleich wieder in die 2. Liga aufstieg und nach einem halben Jahr den Durchmarsch in die Bundesliga komplett machte. Sein Bundesliga-Debüt gab er dann am 4. April1997 beim Spiel zwischen dem 1.FC Köln und dem MSV Duisburg – und kam dort gleich mal ohne jegliche persönliche Strafe aus. Von einem in Nürnberg ansässigen Sportmagazin wurde seine Leistung mit einer glatten Zwei bewertet. Bereits zwei Jahre später, mit 29 Jahren, wurde er FIFA-Schiedsrichter.
Die Schiedsrichterkarriere führte ihn dann in die größten Stadien Europas. Bei der WM 2010 kam er zu drei Spielen, bis ihm das gute Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft und ein nicht gegebener Elfmeter den weiteren Weg vereitelten. Einen besonderen Eindruck hinterließ er, als er den spanischen „Clásico“ im Halbfinale der Champions League 2010/2011 fehlerfrei leitete. Bei der EURO 2012 musste er nach einem guten und einem schwachen Spiel nach der Vorrunde heimfahren. Zuvor leitete er das Europa League-Finale 2012 in Bukarest – und wären die Bayern im gleichen Jahr nicht ins „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea eingezogen, wäre wohl Wolfgang Stark statt Pedro Proenca an der Pfeife gewesen.
Ähnlich wie sein Auftreten, so erhitzt auch Starks Leistung im Relegations-Rückspiel 2012 zwischen Fortunda Düsseldorf und Hertha BSC die Gemüter. Während bis heute vor allem in Schiedsrichterkreisen von einer herausragenden Leistung gesprochen wird – eine Einschätzung, der ich mich anschließe – kursiert in Fankreisen die Meinung, dass das Spiel hätte abgebrochen werden müssen. Die Hertha aus Berlin leitete er seitdem nicht mehr und er wird es wohl auch nicht mehr tun.
Ein anderer Verein, den Wolfgang Stark in seinen verbleibenden 18 Monaten in der Bundesliga vor dem Erreichen der Altersgrenze wohl nicht mehr leiten wird, ist der BVB. Eine Kombination aus schwerwiegenden Fehlentscheidungen und der Nähe von Starks Wohnort zu München, wo mit dem FC Bayern bekanntlich einer der größten Rivalen der Dortmunder Borussia sitzt, führt dazu, dass Stark bei vielen BVB-Fans eine persona non grata ist. Da ist es, auch aus Starks Perspektive gesehen, das Beste, ihn nicht mehr beim BVB anzusetzen.
Wie auch immer man zu Wolfgang Stark steht, ob man ihn für einen absoluten Spitzenschiedsrichter hält oder ob man der Meinung ist, er hätte seinen Zenit bereits überschritten, eines ist klar: Auf 300 Spiele in der ersten Bundesliga zu kommen, ist eine Leistung, die größten Respekt verdient. Merks Marke von 338 Spielen wird er in den kommenden eineinhalb Jahren wohl nicht mehr knacken, dennoch bleibt ihm gut Pfiff und beste Gesundheit für diese Zeit zu wünschen!
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