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05.11.2015 23:45 Uhr | Quelle: WahreTabelle

Schiedsrichterball: Eine Tafelrunde?

Kolumne: Johannes Gründel erklärt bei WahreTabelle das Regelwerk und strittige Fußball-Szenen.

Johannes Gründel
Johannes Gründel
Meyer / Schmadtke
Quelle: Imago Sportfoto
Jörg Schmadtke (r.), hier mit Schiedsrichter Florian Meyer, sorgte mit seinem Vorstoß in Sachen fragwürdiger Referee-Entscheidungen für viel Diskussionsstoff in der Bundesliga.

Johannes Gründel
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Jörg Schmadtke reicht es: Nach mehreren Fehlentscheidungen zu Lasten seiner Kölner fordert der ehemalige Torwart nun einen runden Tisch: „Es muss eine Diskussion auf Augenhöhe sein. Offen und ehrlich. Die Schiedsrichter müssen ihre Probleme benennen“, wird er im Kicker zitiert. Doch wie genau diese Diskussion am runden Tisch ablaufen soll, erscheint unklar:

Ein runder Tisch ist sinnvoll, um den Umgang miteinander zu klären. Beim Verhältnis Schiedsrichter-Vereine beispielsweise könnten die Unparteiischen dann die Fallsucht einiger Spieler und das ewig währende Reklamieren bemängeln. Umgekehrt könnten die Vereine die Arroganz einiger Schiedsrichter ansprechen. Das aber ist nicht, was Schmadtke thematisiert. Ihm geht es um Fehlentscheidungen. Da fragt man sich aber: Inwiefern soll ein runder Tisch helfen, Fehlentscheidungen, die ja meistens auf Wahrnehmungsfehlern basieren, vorzubeugen? Gar nicht, die Wahrnehmung am Platz ändert sich ja nicht, weil der Schiedsrichter in der Woche vorher an einem runden Tisch mit den Vereinsvertretern saß!

Es wäre eine sinnvolle Sache, würden die Schiedsrichter kein Feedback zu ihren Spielleitungen bekommen. Das ist aber gerade nicht der Fall: Bei jedem Spiel sitzt ein Coach, in der Regel ein ehemaliger Schiedsrichter(-Assistent) der Profiligen, auf der Tribüne und beobachtet das Schiedsrichtegespann. Nach dem Duschen setzt man sich dann zusammen und analysiert die Leistung mithilfe der Videosequenzen. Das geschieht sehr kritisch und selbstreflektiert, aber auch immer konstruktiv. Es bleibt nicht bei einem „Die Entscheidung war falsch“, sondern es folgt eine Ursachenforschung: Warum wurde die Fehlentscheidung getroffen? Oftmals geht es dann dabei um das Stellungsspiel, das bei entsprechender Umsetzung die meisten Fehlentscheidungen verhindern kann. Wie kann man als Schiedsrichter die Situationen antizipieren? Wo stellt man sich hin? Wo hat man den besten Einblick? Wie kann man im Gespann besser zusammenarbeiten, um gemeinsam die richtige Entscheidung zu treffen? Solche Fragen werden behandelt. Wenige Tage danach erhalten die Schiedsrichter dann einen Beobachtungsbogen, in dem die Kritikpunkte nochmal schriftlich festgehalten sind, und die dazugehörigen Videoszenen.

Der Hauptschiedsrichter telefoniert am nächsten Vormittag dann mit DFB-Schiedsrichterkommissions-Chef Herbert Fandel. Dabei geht es auch vorrangig um das Spiel am Wochenende und wie man Fehler vermeiden kann. Und als wäre das nicht genug, zeichnen die Schiedsrichter ihre Spiele auch daheim auf und analysieren im Laufe der Folgewoche ihre eigene Leistung kritisch. Deniz Aytekin hat bei einem Vortrag mal gesagt: „Es gibt kein Spiel, mit dem ich einhundertprozentig zufrieden bin, irgendetwas finde ich immer, was ich besser machen kann – und sei es die Aussprache einer Ermahnung in der siebten Minute.“

Die Nachbereitung der eigenen Spiele ist in Deutschland sehr professionell. Ein runder Tisch mit den Vereinen hätte, bezogen auf die Entscheidungsfindung, wenig Mehrwert. Auch der Ruf nach Profischiedsrichtern, der immer wieder laut wird, dürfte unter die Kategorie „Aktionismus“ einzuordnen sein. Einziger dauerhafter Ausweg dürfte der Videobeweis sein – alleine dafür fehlt es noch an einem überzeugenden Konzept.
 

Mehr zum Thema:
Schiedsrichterball: Das Feuer aus dem Spiel nehmen

Schiedsrichterball: Die Notbremse gezogen?

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Aktuelle Umfrage: Stimmt ab!

Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke fordert „runden Tisch“ und „Diskussion auf Augenhöhe“ mit den Schiedsrichtern. Trifft seine Kritik an den Referee-Leistungen zu?

Jörg Schmadtke reicht es: Nach mehreren Fehlentscheidungen zu Lasten seiner Kölner fordert der ehemalige Torwart nun einen runden Tisch: „Es muss eine Diskussion auf Augenhöhe sein. Offen und ehrlich. Die Schiedsrichter müssen ihre Probleme benennen“, wird er im Kicker zitiert. Doch wie genau diese Diskussion am runden Tisch ablaufen soll, erscheint unklar:

Ein runder Tisch ist sinnvoll, um den Umgang miteinander zu klären. Beim Verhältnis Schiedsrichter-Vereine beispielsweise könnten die Unparteiischen dann die Fallsucht einiger Spieler und das ewig währende Reklamieren bemängeln. Umgekehrt könnten die Vereine die Arroganz einiger Schiedsrichter ansprechen. Das aber ist nicht, was Schmadtke thematisiert. Ihm geht es um Fehlentscheidungen. Da fragt man sich aber: Inwiefern soll ein runder Tisch helfen, Fehlentscheidungen, die ja meistens auf Wahrnehmungsfehlern basieren, vorzubeugen? Gar nicht, die Wahrnehmung am Platz ändert sich ja nicht, weil der Schiedsrichter in der Woche vorher an einem runden Tisch mit den Vereinsvertretern saß!

Es wäre eine sinnvolle Sache, würden die Schiedsrichter kein Feedback zu ihren Spielleitungen bekommen. Das ist aber gerade nicht der Fall: Bei jedem Spiel sitzt ein Coach, in der Regel ein ehemaliger Schiedsrichter(-Assistent) der Profiligen, auf der Tribüne und beobachtet das Schiedsrichtegespann. Nach dem Duschen setzt man sich dann zusammen und analysiert die Leistung mithilfe der Videosequenzen. Das geschieht sehr kritisch und selbstreflektiert, aber auch immer konstruktiv. Es bleibt nicht bei einem „Die Entscheidung war falsch“, sondern es folgt eine Ursachenforschung: Warum wurde die Fehlentscheidung getroffen? Oftmals geht es dann dabei um das Stellungsspiel, das bei entsprechender Umsetzung die meisten Fehlentscheidungen verhindern kann. Wie kann man als Schiedsrichter die Situationen antizipieren? Wo stellt man sich hin? Wo hat man den besten Einblick? Wie kann man im Gespann besser zusammenarbeiten, um gemeinsam die richtige Entscheidung zu treffen? Solche Fragen werden behandelt. Wenige Tage danach erhalten die Schiedsrichter dann einen Beobachtungsbogen, in dem die Kritikpunkte nochmal schriftlich festgehalten sind, und die dazugehörigen Videoszenen.

Der Hauptschiedsrichter telefoniert am nächsten Vormittag dann mit DFB-Schiedsrichterkommissions-Chef Herbert Fandel. Dabei geht es auch vorrangig um das Spiel am Wochenende und wie man Fehler vermeiden kann. Und als wäre das nicht genug, zeichnen die Schiedsrichter ihre Spiele auch daheim auf und analysieren im Laufe der Folgewoche ihre eigene Leistung kritisch. Deniz Aytekin hat bei einem Vortrag mal gesagt: „Es gibt kein Spiel, mit dem ich einhundertprozentig zufrieden bin, irgendetwas finde ich immer, was ich besser machen kann – und sei es die Aussprache einer Ermahnung in der siebten Minute.“

Die Nachbereitung der eigenen Spiele ist in Deutschland sehr professionell. Ein runder Tisch mit den Vereinen hätte, bezogen auf die Entscheidungsfindung, wenig Mehrwert. Auch der Ruf nach Profischiedsrichtern, der immer wieder laut wird, dürfte unter die Kategorie „Aktionismus“ einzuordnen sein. Einziger dauerhafter Ausweg dürfte der Videobeweis sein – alleine dafür fehlt es noch an einem überzeugenden Konzept.
 

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30.04.2024 14:07 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 31. Spieltag: Drama in Mainz – Köln mit Glück in der Nachspielzeit

Zwei Korrekturen im Abstiegsduell

Robin Zentner beim Einsatz gegen Sargis Adamyan.

Die Auswertung des 31. Spieltages hat zwei Korrekturen ergeben, beide beim Duell im Abstiegskampf zwischen Mainz 05 und dem 1. FC Köln. Beide Male wurde dabei das Heimteam benachteiligt. Zum einen flog Phillipp Mwene in der Nachspielzeit nach Ansicht des Kompetenzteams zu Unrecht mit Rot vom Platz – alle sieben Mitglieder stimmen dafür, dass eine Gelbe Karte gereicht hätte. Schon zuvor hätte es den späten 1:1-Ausgleich durch den Foulelfmeter nicht geben dürfen. 31. Spieltag: Alle strittigen Szenen im Überblick Robin Zentner kam in der 91. Minute bei einer Flanke aus dem Tor heraus und räumte Effzeh-Stürmer Sargis Adamyan ab. Schie...

23.04.2024 16:36 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 30. Spieltag: Freiburgs Kübler hätte gegen Mainz Rot sehen müssen

Eine Fehlentscheidung im Fokus

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Ein Foulspiel im Duell zwischen dem SC Freiburg und Mainz 05 (1:1) war der größte Aufreger in der WT-Community am 30. Spieltag. Freiburgs Lukas Kübler trat seinem Gegenspieler Jae-sung Lee in der 30. Minute auf den Knöchel und wurde dafür von Schiedsrichter Marco Fritz verwarnt. Die User hätten den Verteidiger für dieses Vergehen allerdings vom Platz gestellt. 30. Spieltag: Alle strittigen Szenen im Überblick 73,9 Prozent der User votierten für eine Rote Karte für den Freiburger. Auch innerhalb des Kompetenzteams ging die Tendenz in Richtung Platzverweis: Drei von vier KT-Mitgliedern stimmten dafür. „...

23.04.2024 16:13 Uhr | Quelle: dpa DFB-Schiedsrichter Siebert und Zwayer pfeifen bei der EM: „Highlight in ihrer Karriere“

UEFA gibt bekannt

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Die deutschen Schiedsrichter Daniel Siebert und Felix Zwayer gehören zum Aufgebot für die Heim-EM im Sommer. Wie der Deutsche Fußball-Bund am Dienstag mitteilte, sind die beiden Berliner unter den 18 UEFA-Nominierten für das Turnier in Deutschland. Hinzu kommt noch ein argentinischer Referee. Community: Im Forum über Schiedsrichter-Themen mitdiskutieren Der 39 Jahre alte Siebert ist nach der EM 2021 und der WM 2022 zum dritten Mal bei einer Endrunde bei einem großen Turnier dabei. Für den 42 Jahre alten Zwayer hingegen wird die Europameisterschaft in Deutschland eine Premiere sein. Außer Siebert und Zwayer wurden nach DFB-Angaben auch Jan Seidel, Rafael Foltyn, Stefan ...

16.04.2024 13:06 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 29. Spieltag: Diskussionen um zwei Leverkusen-Tore und mögliche Rote Karten

Mehrere strittige Szenen im Fokus

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Erstmals seit dem 17. Spieltag hat es nach einem Bundesliga-Wochenende keine Ergebniskorrektur durch die WT-Community gegeben. Dennoch wurden vier strittige Szenen diskutiert, von denen zwei beim Duell zwischen Bayer Leverkusen und Werder Bremen (5:0) stattgefunden haben. 29. Spieltag: Alle strittigen Szenen im Überblick In beiden Fällen waren sich die Mitglieder des Kompetenzteams sowie die WT-User uneins. Jeweils mit einer knappen Mehrheit hätten die User den Elfmeter, der zum 1:0 führte, nicht gepfiffen und das 2:0, bei dem eine Abseitsstellung thematisiert wurde, nicht zählen lassen. Die KT-Mitglieder stärkten jedoch S...

09.04.2024 16:46 Uhr | Quelle: WahreTabelle Auswertung 28. Spieltag: Platzverweise für Unions Trimmel und Frankfurts Dina Ebimbe

Zwei Fehlentscheidungen im Fokus

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Am 28. Bundesliga-Spieltag haben strittige Szenen zu insgesamt zwei Korrekturen in zwei Partien geführt – in beiden Fällen handelte es sich um einen nicht gegebenen Platzverweis. Christopher Trimmel vom 1. FC Union Berlin hätte für ein Handspiel die Rote und Eintracht Frankfurts Junior Dina Ebimbe für ein Foul die Gelb-Rote Karte sehen müssen. 28. Spieltag: Alle Korrekturen und strittigen Szenen im Überblick Trimmel lenkte gegen Leverkusen (0:1) den Ball mit dem Arm an den Pfosten, woraufhin Schiedsrichter Benjamin Brand auf den Elfmeterpunkt zeigte. Der Berliner Verteidiger wurde nicht bestraft, was auf Unv...